Hallo Robert Weinstabl!
Drei Runden vor Schluss die obligatorische Frage:
Wird der Traum vom Aufstieg des SKU Ertl Glas Amstetten in die neue 2. Bundesliga wahr werden?
Weinstabl:
Wir haben uns 3 Runden vor Schluss eine Ausgangssituation erarbeitet, die uns nur wenige zugetraut haben. Ich denke, wenn man einen Blick auf Konkurrenten wie Horn, Karabakh, Rapid Amateure oder Austria Amateure wirft und bedenkt, dass dort der Großteil des Kaders mit Profis bestückt ist, kann ich vor der Leistung meiner Mannschaft nur den Hut ziehen.
Fakt ist, wir werden in den verbleibenden Wochen alles dafür tun, um unser Ziel zu realisieren.
Es war bisher eine turbulente Saison, mit Höhen und Tiefen. Aber was hat Ihnen bis jetzt am meisten gefallen?
Weinstabl:
Die Jungs haben in einer der wohl stärksten und ausgeglichensten Ostligasaisonen bislang 17 Siege geholt. Wir stehen derzeit mit 55 Punkten da und haben die meisten Treffer erzielt. Ich sehe da nur sehr wenige Tiefpunkte oder Turbulenzen, aber eine Saison, in welcher wir uns jeden Punkt hart erarbeiten mussten. Man darf natürlich auch die Qualitäten der anderen Mannschaften nicht außer Acht lassen. Am meisten hat mir imponiert, dass wir nach Niederlagen wie in Horn, Stadlau oder zuletzt Ebreichsdorf wieder zurückgekommen sind und rasch in die Erfolgsspur gefunden haben. Genau diese Mentalität schätze ich sehr an meiner Mannschaft.
Was hat Ihnen ganz und gar nicht gefallen?
Weinstabl:
Dass wir in einigen Spielen relativ spät unsere Gegentore kassiert und uns somit um die Früchte unserer Arbeit gebracht haben. Vor allem die beiden Gegentore in Horn waren schmerzlich, weil die Jungs im Prinzip bis zur Nachspielzeit eine gute Leistung abgeliefert haben und sich schlussendlich nicht belohnen konnten.
Das Team bekommt von Ihnen eine klare Linie vorgegeben. Wird es auch nach Ihren Wünschen umgesetzt?
Weinstabl:
Zum Großteil schon. Wir waren in der Hinrunde, was die spielerischen Elemente aber auch die taktische Variabilität anbelangt, auf einem guten Weg. Über die Wintervorbereitung hatte ich dann das Gefühl, die Jungs verstehen langsam, worauf es mir ankommt und trauen sich auch im Spielaufbau gewisse Dinge zu. Jetzt in der Rückrunde spüre ich, dass die Mannschaft einem gewissen Ergebnisdruck ausgesetzt ist. Daran leidet dann natürlich die spielerische Leichtigkeit. Zudem mussten wir durch die langfristigen Ausfälle von Matthias Wurm und Tobias Haider-Madl auch improvisieren. Dafür muss ich dann als Trainer auch Verständnis haben und den Spielern einen Spielstil auf dem Platz geben, in welchem sie sich vor allem in Stresssituationen am wohlsten fühlen. Nicht zu vergessen, dass unsere Gegner vor allem hier im Ertl-Glas Stadion meist eine sehr destruktive Spielweise gewählt haben. Wenn du zum Beispiel, so wie gegen den SC Neusiedl, gegen eine 5er-Kette anlaufen musst, ist dies nicht immer einfach und fordert viel Geduld.
Sie müssen ja noch die UEFA Pro Trainerlizenz nachholen. Wie schaut es damit aus?
Weinstabl:
„Nachholen“ ist die falsche Formulierung, denn solch eine Lizenz ist grundsätzlich keine Verpflichtung für einen Trainer. Persönlich bin ich aber natürlich sehr bestrebt, die höchste Trainerausbildung zu absolvieren. Leider haben mir an der diesjährigen Teilnahme ein paar Punkte gefehlt, da ich nach dem Abschluss meines UEFA-A-Diploms im Jahr 2016 noch kein vollständiges Ostligajahr gecoacht habe. Mir wurden hier die 1,5 Jahre in Sollenau nicht vollständig angerechnet, da ich in dieser Zeit erst meine Ausbildung zur UEFA-A-Lizenz absolvierte. Ich muss gestehen, es hat sich bei mir in letzter Zeit alles ziemlich schnell entwickelt und ich habe vor einigen Jahren eigentlich nicht damit gerechnet,bereits mit 29 in der Regionalliga Trainer zu sein. Aber ja, ich denke aber für den nächsten Lehrgang sieht es ganz gut aus.
Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis? In Zeiten, in denen viele junge Trainer aktiv sind, wie z.B. Nagelsmann?
Weinstabl:
Ich habe kein besonderes Erfolgsgeheimnis. In erster Linie ist es dem Faktor „Glück“ zuzuschreiben, dass ich vor einem Jahr eine intakte Mannschaft mit einer riesen Mentalität übernommen habe. Wenn du als Trainer mit charakterlich starken Spielern – wie hier in Amstetten – zusammenarbeiten kannst, ist dies einfach nur Glück für einen noch relativ jungen Trainer wie mich.
Wie lange brauchen Sie nach einer Niederlage, um wieder runterzufahren?
Weinstabl:
Kommt auf die Art und Weise der Niederlage an bzw. den Einfluss, den ich als Trainer auf das Spiel nehmen hätte können. Es kann durchaus vorkommen, dass ich bis zum Montagtraining benötige, um das Spiel verarbeitet zu haben. Ich hoffe, mit dem zunehmenden Alter kommt dann irgendwann auch mal ein wenig mehr Gelassenheit dazu.
Was versprechen Sie den Fans, den Verantwortlichen und den Spielern des SKU Ertl Glas Amstetten, wenn der doch erwünschte Traum vieler in Erfüllung geht?
Weinstabl:
Eine geile Saison in der 2. Liga, und jedes Heimspiel zu einem absoluten Highlight zu machen.
Vielen Dank für die Antworten, und ich wünsche Ihnen und dem gesamten Team des SKU Amstetten alles Gute für den gewünschten Aufstieg.
Andreas Haider, www.sportfoto.co.at