Du bist der neue Trainer des SKU Ertl Glas Amstetten. Wie sind deine ersten Eindrücke vom Verein?
Weinstabl: Es war für mich schon als Gegner etwas Besonderes nach Amstetten zu kommen. In diesem schönen Stadion, vor dieser tollen Kulisse zu spielen, war immer ein großes Erlebnis. Schon damals hat sich gezeigt, dass im Verein ein großer Zusammenhalt besteht und sehr gut gearbeitet wird. Mittlerweile habe ich auch schon einige Verantwortliche im Verein kennengelernt und kann die positiven Eindrücke nur bestätigen.
Wie schätzt du den SKU Ertl Glas Amstetten in Bezug auf Teamgeist, Umfeld und einzelne Spieler ein?
Weinstabl: Ich habe bis auf drei Spiele alle Frühjahrspartien des SKU gesehen. Man bekommt auch als Zuseher mit, dass die Mannschaft über einen hohen Teamgeist verfügt. Ich denke die Mannschaft ist sehr homogen und passt auch von der Struktur her gut zusammen. Einerseits verfügt der Kader über qualitativ gestandene Ostligaspieler wie Holzer, Vukovic, Lachmayr, Fahrngruber Madl-Haider oder Affengruber, andererseits über richtig gute junge Spieler wie Scharner, Berisha oder Pudelko. Das Umfeld in Amstetten ist optimal. Einfach toll, vom neu ausgebauten Stadion bis hin zu den Trainingsbedingungen. Was Obmann Brunner und sein Team hier in den letzten Jahren auf die Beine gestellt haben, ist wirklich großartig. Persönlich kenne ich bislang nur Tobias Madl-Haider, Florian Uhlig und Milan Vukovic. Ich durfte bereits in Sollenau mit ihnen zusammenarbeiten, habe aber die gesamte Mannschaft in den letzten Wochen genau beobachtet und jeden Spieler bis ins Detail analysiert. Grundsätzlich denke ich, dass alle Spieler eine sehr hohe Identifikation mit dem SKU haben, dass spürt man, deshalb war es mir auch ein großes Anliegen den Großteil des Kader zu halten.
Wie würdest du dich selbst als Trainer beschreiben? Wie wird dein System aussehen usw.?
Weinstabl: Ich beschreibe mich selbst nur ungern und überlasse das lieber Anderen. Doch denke ich, dass ich kommunikativ, selbstkritisch, wissbegierig, teamfähig und konsequent bin. Ungemütlich werde ich eigentlich nur, wenn Spieler nicht bereit sind, an Grenzen zu gehen, sich nicht innerhalb der Mannschaft unterzuordnen oder keine Bereitschaft zeigen, sich weiterzuentwickeln. Was unser System betrifft habe ich schon einen Plan im Kopf. Ein wichtiger Punkt in der Vorbereitung wird sein, zu beobachten und zu reflektieren, wie schnell die Mannschaft gewisse taktische Inhalte verinnerlicht. Grundsätzlich wollen wir variantenreicher agieren und auch flexibler auf den Gegner reagieren. Wichtig ist mir, und das sind wir unseren großartigen Fans auch schuldig, vor allem zu Hause dominanter aufzutreten. Durch die Verpflichtung von Schibany plane ich grundsätzlich ein System mit zwei Stürmern um in Ballbesitz unberechenbarer zu werden und um im Angriffsdrittel mehrere Optionen zu haben. Gerade deshalb müssen wir aber auch eine gute Balance zwischen Offensive und Defensive finden. Ich möchte der Mannschaft einfach mehr Lösungen mit ins Spiel mitgeben, das gilt es in den kommenden Wochen zu erarbeiten.
Kannst du uns was verraten, wie es mit Verpflichtungen und Abgängen beim SKU Ertl Glas Amstetten aussieht?
Weinstabl: Wie schon gesagt, in erster Linie war es mir wichtig den Großteil der Mannschaft zu halten, weil ich sehr viel Vertrauen in den bestehenden Kader habe, und auch von deren Entwicklungspotential überzeugt bin. Vor allem der Verbleib von Milan Vukovic, der auch Angebote aus der Ersten Liga hatte, ist enorm wichtig, er ist für mich nicht nur der beste Stürmer in der Ostliga, sondern in allen Belangen ein absolutes Vorbild. Auch bei Mario Holzer musste ich ein wenig Überzeugungsarbeit leisten. Er ist ein SKU‘ler durch und durch. Wir brauchen ihn, nicht nur auf dem Platz sondern auch außerhalb. Neu hinzukommen Jannick Schibany und Felix Gschossmann. Jannick war mein absoluter Wunschspieler, hier haben mir Obmann Brunner und Sportchef Vetter ein tolles Einstandsgeschenk bereitet. Mit Felix bekommen wir ein großartiges Tormanntalent vom SKN St. Pölten, mit dem wir in Zukunft noch viel Freude haben werden. Ein junger Außenspieler ist noch geplant, diesbezüglich halten Harald Vetter und ich die Augen offen. Ich denke bis zum Trainingsstart am 26. Juni steht der Kader. Leider verlässt und Langzeitkapitän Michael Achleiter. Sportlich und menschlich sehr schade, aber man muss seine vor allem private Entscheidung akzeptieren. Nun müssen eben andere Spieler in seine Führungsrolle hineinwachsen.
Was macht dir besonders Spaß am Trainerjob?
Weinstabl: Alles! Klar gibt es auch Schattenseiten an diesem Job, vor allem bei Misserfolg. Mir taugen die einzelnen Tätigkeiten wie Videoanalysen, sich bei Trainingsinhalten neu zu erfinden, Statistiken auszuarbeiten oder auch der laufende Austausch mit Trainerkollegen und Spielern. Aber vor allem die tägliche Herausforderung mit einer Mannschaft zu arbeiten, sie zu entwickeln, und sie zu begeistern ist für mich persönlich etwas ganz Besonderes.
Welcher Trainer hat dich besonders geprägt bzw. beeindruckt?
Weinstabl: Viele. Weil ich mich auch intensiv damit auseinandersetze. Schon als Spieler haben mich die sozialen und fachlichen Kompetenzen meiner Trainer interessiert. Ich lese viel über Pep Guardiola, Zinedine Zidane, Massimiliano Allegri, Thomas Tuchel oder Julian Nagelsmann. Ich beobachte aber auch Trainerkollegen innerhalb der Liga. Bei Heinz Thonhofer zum Beispiel hat mir seine ruhige und sachliche Art und Analyse sehr imponiert. Ich bin in meinem Alter sicher kein kompletter Trainer, arbeite aber täglich daran kompletter zu werden, ohne dass ich dabei meine eigene Linie vernachlässige und authentisch bleibe.
Wen siehst du, in der RLO die Rolle der Favoriten? Wer sind deine möglichen Aufsteiger?
Weinstabl: Ich denke das ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu sagen, weil sich am Transfermarkt sicher noch Einiges tun wird. Ebreichsdorf hat sich bislang sehr gut und intelligent verstärkt und in weiterer Folge muss man natürlich abwarten was Vienna, Ritzing oder Horn noch so plant.
Welche Worte möchtest du hiermit der Mannschaft mit auf den Weg geben?
Weinstabl: So etwas mache ich lieber persönlich und habe es einigen Spielern auch schon in ersten Einzelgesprächen vermittelt und dabei gespürt, sie sind, wie auch ich, „extrem heiß“ auf den Trainingsauftakt.
Zuletzt noch eine Frage in punkto persönliches Ziel:
Was wäre das Höchste in deiner Trainerkarriere?
Weinstabl: Jeder Trainer träumt davon einmal in der Bundesliga arbeiten zu dürfen. Goran Djuricin und Jochen Fallmann haben bewiesen, dass es auch als Ostligatrainer nicht unmöglich ist. Alleine die deutsche Bundesliga zeigt, anhand von vielen Beispielen wie Gisdol, Tuchel, Nagelsmann, Weinzierl, Streich, Nouri, usw., dass man nicht unbedingt Profi gewesen sein muss um ein guter Coach zu sein. Ich denke „Schritt für Schritt“ und betrachte es sehr demütig mit 33 Jahren bereits 45 Ostligaspiele als Coach absolviert zu haben. Jetzt möchte ich für den Erfolg mit dem SKU Ertl Glas Amstetten alles unterordnen und jenes Vertrauen in mich, mit harter Arbeit zurückzahlen. Über alles andere mache ich mir jetzt keine Gedanken, denn man sieht ja wie schnell etwas in beide Richtungen gehen kann.
Interview und Bilder zur Verfügung gestellt von www.sportfoto.co.at
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