Dezember 2017
Weihnachts-Interview mit SKU Ertl Glas Amstetten Trainer Robert Weinstabl
sportfoto.co.at: Herr Weinstabl, Sie sind seit 5 Monaten in Amstetten. Wie ist Ihr Resümee seit dem 26. Juni 2017?
Weinstabl: Wir haben in den ersten 5 Monaten einiges von dem umgesetzt, was wir uns vor der Saison vorgenommen haben. Es war mir wichtig, der Mannschaft taktische Lösungen in die Spiele mitzugeben. Unsere Spielweise hat sich in die Richtung entwickelt, dass wir im Angriffsdrittel variabler und im Positionsspiel etwas flexibler geworden sind. Einiges an Arbeit haben wir noch in der Spieleröffnung, beim Spielrhythmuswechsel oder dem Verfeinern von Spielsystemen vor uns. Es war mir aber klar, dass vor allem gewisse spielerische und taktische Elemente auch Zeit brauchen. Meine Erwartung im Frühjahr ist, dass wir vor allem im spielerischen Bereich den nächsten Schritt machen; diesen Anspruch habe ich auch an mich als Trainer.
sportfoto.co.at: Mit der vorgezogenen Frühjahrsrunde haben Sie 17 Spiele absolviert: 9 Siege, 5 Unentschieden und 3 Niederlagen. Das sind 32 Punkte. Respekt!
Weinstabl: Stimmt, letztlich ist es der Verdienst eines jeden einzelnen Spielers, dass der SKU die beste Hinrunde seit dem Aufstieg in die Regionalliga hingelegt hat. Zudem hat die Mannschaft auch in den beiden Cupspielen gegen Wiener Neustadt oder Wacker Innsbruck eine gute Performance hingelegt.
sportfoto.co.at: Aus meiner Sicht war Ihr erstes Meisterschaftsspiel gegen den FC Karabakh sehr erwähnenswert. Ein Einstieg nach Maß, der einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Wie sehen Sie das?
Weinstabl: Absolut, das war ein toller Auftakt. Ein Spiel mit allen Facetten, die den Fußball so unglaublich interessant machen. Als neuer Trainer wünscht man sich natürlich solch einen perfekten Einstand.
sportfoto.co.at: Wie ist die Stimmung in der Mannschaft, und was halten Sie von unserem Kader?
Weinstabl: Die Stimmung ist sehr gut, dazu haben auch die letzten beiden Auswärtssiege gegen Rapid II und Karabakh beigetragen. Ich denke, es war ein intensiver Herbst, 17 schwierige Runden in der Ostliga sowie 2 kräfteraubende Cupspiele gegen Wr. Neustadt und Innsbruck; zudem haben wir auch intern einige Dinge verändert und neue Reize gesetzt. Alleine die taktischen Umstellungen und die körperlichen wie geistigen Anforderungen im Training waren zum Teil neu für die Spieler. Mir war klar, dass irgendwann eine Phase auf uns zukommen wird, in der wir etwas stagnieren, denn in einer Entwicklungsphase geht es nicht immer nur steil nach oben. Aber die Mannschaft hat auch in schwierigen oder müden Phasen ihren tollen Charakter bewiesen. Da merkt man einfach, dass die Spieler schon über Jahre hinweg eine eingeschworene Truppe sind.
sportfoto.co.at: Werden auch junge Spieler aus der 1b Mannschaft ihre Chance bekommen?
Weinstabl: Grundsätzlich sehe ich einige Talente, die in Zukunft das Zeug dazu haben. In erster Linie liegt es aber an den Spielern. Wenn sie sich aufdrängen, spricht nichts dagegen. Was mir ein wenig Kopfzerbrechen bereitet, ist die Tatsache, dass sich viele mit ihrem Talent zufrieden geben. Die Ostliga ist mittlerweile eine halbe Profiliga, da reicht es nicht zu denken, man spielt in der 1b Mannschaft von Amstetten, und irgendwann kommt dann schon die Chance, in der Regionalliga zu spielen. Diese Mentalitätsprobleme müssen schon im Nachwuchs abgestellt werden.
sportfoto.co.at: Wie jedes Jahr in der Winterpause taucht die Frage auf: Sind Verstärkungen geplant?
Weinstabl: In der Winterpause ist das nicht so einfach, da viele Spieler vertraglich gebunden sind. Aber ich schließe Transfers nicht aus und bin im laufenden Austausch mit meinem Sportchef Harald Vetter. Wir werden sehen, was sich bis zum Trainingsstart im Jänner ergeben wird. Grundsätzlich sehe ich aber der kommenden Transferperiode entspannt entgegen, weil ich von unserem Kader überzeugt bin, und so wie ich die Vereinsphilosophie des SKU kennengerlernt habe, wird es ohnehin keine Transfers auf „Biegen und Brechen“ geben. Wenn, dann muss es auch Sinn machen.
sportfoto.co.at: Sie sind ja fast die ganze Woche in Amstetten. Wie schaut Ihr Tagesablauf aus, und was ist Ihnen in Ihrer freien Zeit wichtig?
Weinstabl: Meistens beginnt mein Arbeitstag so gegen 08:30 Uhr mit der endgültigen Fertigstellung der Trainingsplanung. Wenn ich alles schriftlich dokumentiert und mit meinen Trainerkollegen abgestimmt habe, beginnt das Aufbauen der Trainingsinhalte auf dem Platz. Dies dauert in der Regel über eine Stunde, denn jeder Schwerpunkt, sprich jedes Hütchen oder jede Stange müssen perfekt vorbereitet sein und bis ins Detail sitzen. Nach dem Mittagessen beschäftige ich mich dann mit den Analysen. Am Montag steht die Nachbereitung unseres Spiels vom Wochenende auf dem Programm, da suche ich mir Sequenzen heraus, welche ich der Mannschaft vor dem Training präsentiere. Ab Dienstag beschäftige ich mich mit der Analyse des Gegners. Dazwischen stehen natürlich auch einzelne Analysen oder Gespräche mit Spielern auf der Tagesordnung. Bis Ende Oktober haben wir individuell einmal pro Woche auch vormittags trainiert. In der Regel endet dann mein Arbeitstag so gegen 20:30 Uhr. Hier in Amstetten habe ich kaum freie Zeit, und wenn, dann versuche ich, das Mostviertel etwas näher kennenzulernen und besuche dabei einen eurer vielen, großartigen Mostheurigen. Zu Hause ist es mir sehr wichtig, so viel Zeit als möglich mit Familie und Freunden zu verbringen und vom Fußball loszulassen. Dies gelingt mir allerdings vor allem während einer Saison eher selten.
sportfoto.co.at: Was ist Ihr persönliches Ziel, und was ist Ihrer Meinung nach für den SKU Amstetten in dieser Saison erreichbar?
Weinstabl: Wir haben im Sommer eine klar definierte Zielsetzung vereinbart. Wir wollen in der Ostliga im vorderen Tabellendrittel mitspielen, ohne dabei den erfolgreichen Weg der letzten Jahre mit Spielern aus der Region zu vernachlässigen. Ich mache mir natürlich auch über einen möglichen Aufstieg so meine Gedanken, jedoch bin ich auch nicht realitätsfremd und weiß, dass die Liga heuer ungemein stark ist und Teams wie Horn, Karabakh, die beiden Wiener Amateurteams oder auch andere Klubs ebenso einen quantitativ wie qualitativ gut besetzten Kader haben. Man muss auch erst mal abwarten, wie sich die Rahmenbedingungen der künftigen 16er Liga entwickeln, denn alleine eine bundesligataugliche Infrastruktur zu haben reicht nicht, da steckt viel mehr dahinter. Insofern muss es sportlich und wirtschaftlich auch Sinn machen, eine Liga höher zu spielen.
sportfoto.co.at: Am 6. Jänner 2018 findet das alljährliche Hallenmasters des SKU Amstetten statt. Wie stehen Sie zu Hallenfußball, und wird Ihre Mannschaft wieder den Titel holen?
Weinstabl: Mir taugt der Hallenfußball, eine super Abwechslung für Spieler und Fans. Wir freuen uns schon auf das Turnier und wollen natürlich einen guten Start ins neue Jahr hinlegen.
sportfoto.co.at: Was wünschen Sie sich von den Verantwortlichen des SKU Amstetten zu Weihnachten?
Weinstabl: Ich habe zwischenzeitlich schon viele Vereinsfunktionäre bei einigen Vereinen kennengelernt. An den Verantwortlichen beim SKU schätze ich besonders die offene, ehrliche und fürsorgliche Art im Interesse des Vereins. Ich wünsche mir, dass sie das auch so beibehalten, denn genau das macht den SKU mit seinen Verantwortlichen zu einem ganz besonderen Klub.
sportfoto.co.at: Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr, viel Erfolg, und dass alle Ihre Wünsche in Erfüllung gehen.
Weinstabl: Danke, ich wünsche allen SKU-Fans ebenso ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für 2018!